Sind das nicht viel zu viele Leute in der Verwaltung?

Die Frage kommt immer wieder auf: „Die Verwaltung ist doch viel zu groß für so eine kleine Stadt! Geht das nicht mit weniger Personal?“ Und, Herr Zenker, was sagen Sie dazu?

Diese Behauptung geht oft einher mit der Milchmädchenrechnung „weniger Menschen = weniger Verwaltung“. Aber das ist wie beim Thema Infrastruktur: wir haben trotz des Einwohnerschwunds an den meisten Stellen noch die gleiche Infrastruktur oder eben Aufgaben wie zuvor – nur für weniger Personen. Und dabei ist nicht zu vergessen, dass unsere Entwicklung auch immer wieder neue Aufgaben parat hält – z.B. war noch vor 20 Jahren vielen nicht klar, wie viel im IT-Bereich für Kommunen zu tun ist, immer wieder auftauchende Ereignisse wie Hochwasser oder Corona ziehen Kraft aus vielen Bereichen ab.

Die Stadtverwaltung noch mehr zu einem modernen, leistungsfähigen Dienstleister für die Menschen in unserer Stadt zu machen, war eine der Kernaufgaben meiner ersten Amtszeit. Da habe ich vieles zusammen mit dem Leitungsteam, dem Personalrat und auch dem Stadtrat erreicht, und wir alle bleiben da aus Eigeninteresse auch dran. Das ursprünglich gemeinsam getragene Ziel, die Verwaltung auf ein schlankes System mit zwei Säulen von Aufgabenfeldern auszurichten, ist dann politisch nicht vollständig durchzusetzen gewesen. Kostengründe werden da immer wieder angeführt. Aber ohne einen beigeordneten Bürgermeister oder Bürgermeisterin wird die gute und zielgerichtete Arbeit der Kolleginnen und Kollegen aktuell oft noch gebremst, weil nahezu alle wichtigen Entscheidungen von mir persönlich zu bestätigen und noch außen zu vertreten sind. Zwar gebe ich gezielt Verantwortung an Amtsleiterinnen und Amtsleiter ab, weil ich es für wichtig halte, dass Aufgaben von denen vollständig gelöst werden können, die mit ihrem Team und Budget die Lösungswege erarbeitet haben, aber sehr oft entstehen aus gesetzlichen Vorgaben und deren Umsetzung dann öffentliche Diskussionen bzw. Reaktionen. Genau dort ist die Schnittstelle zwischen Politik und Verwaltung, die mitunter ein Zögern verursacht, weil diese Außenverantwortung eben nur den politischen Entscheidern zukommt bzw. zugesprochen wird. Hier ist noch Handlungsbedarf, weil das Einsparen an Führung nicht zu Mehrkosten oder Verzögerungen auf anderen Ebenen führen darf.

Die Größe der Verwaltung habe ich während meiner Kandidatur 2014 auch kritisiert und ich muss sagen, ich habe damals unterschätzt, wie weit gefächert die Aufgaben unserer Stadtverwaltung sind. Inzwischen ärgere ich mich selbst auch über die landläufig häufig negative Sicht auf das Pensum, was unsere Leute zu absolvieren haben. Oft genug aus gesetzlichen Anforderungen heraus, die bei uns im Haus keiner, aber auch gar keiner zu verantworten hat. Um die zu leistende Arbeit in der eigentlich notwendigen Geschwindigkeit bei höchstmöglicher Qualität auszuführen, müssten nach meiner Einschätzung sogar noch mehr gut ausgebildete Menschen für die Verwaltung unseres städtischen Lebens eingesetzt werden. Ich weiß, dass das nur sehr schwer möglich ist, dennoch schaue ich vor diesem Hintergrund mit einiger Sorge auf den anstehenden Generationswechsel in vielen Schlüsselbereichen der Verwaltung. Einerseits ist es ein gutes Zeichen, dass die freie Wirtschaft für den öffentlichen Dienst zum ernstzunehmenden Konkurrenten um Fachkräfte geworden ist, andererseits bedeutet das für die Kommunen flächendeckend, dass das nicht immer erfolgreiche Werben um kluge Köpfe sogar dazu führen kann, dass mache Gemeinde und Stadt bestimmte Aufgaben irgendwann nicht mehr leisten kann.