1. Weinau-Talk „Wohin entwickeln wir unsere Stadt?“
Reichlich 50 Zittauer/-innen hatten sich die Zeit genommen, um zu sehen, welche Aufgaben das Podium für die Zukunft Zittaus formulieren würde. Am dringendsten wird derzeit von vielen Menschen die teilweise vor sich hin darbende Innenstadt gesehen, doch die Diskussion brachte auch deutliche Hinweise für die Gesamtentwicklung. Die Einbeziehung der Ortsteile ist zu verbessern, Prioritäten der Innenstadtentwicklung sind gegen technische Erfordernisse für die Stadtteile abzuwägen. Die Stadt und ihr Umland brauchen einander – Zittau ermöglicht umliegenden Gemeinden die Erfüllung ihrer Pflichtaufgaben (hier wurde z.B. der Schwimmunterricht genannt), aus den Gemeinden kommen Kunden für Handel, Gastronomie und Kultureinrichtungen. Dieses Verhältnis wird zunehmend die Zukunft prägen und sollte gemeinsam gestaltet werden. So meinte Bernd Noack, Beigeordneter der Stadt Ebersbach-Neugersdorf: „Wir brauchen eine starke Stadt Zittau für das Umland, aber auch eine Stadt, die auf das Umland eingeht und Rücksicht nimmt.“ Die aktuellen Diskussionen um das Landratsamtsgebäude, das Technische Rathaus oder etwa das Humboldtcenter (ehemals Toom) zeigen, wie notwendig es ist, langfristig Planungen und Ziele für Zittau miteinander in Einklang zu bringen.
ZKM-Mitglieder Thomas Krusekopf und Caspar Sawade machten deutlich, dass es mit einer ZKM-Fraktion im Stadtrat neue Impulse in Sachen Diskussions- und Kommunikationsstil geben wird: Mehr Informationen für Bürger/-innen bzw. von Entscheidungen Betroffene, neue Möglichkeiten der Beteiligung und eine offene Auseinandersetzung vor Entscheidungen. Unser Wirtschaftsbeiratsmitglied Manfred Kürschner betonte, dass eine Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Stadt Zittau einer der wichtigsten Schritte für die Entwicklung der Stadt sei. Vieles laufe auf kollegialer Ebene hervorragend, werde aber öffentlich kaum wahrgenommen. Deshalb auch im ZKM-Wahlprogramm: Der Hochschule als einem der wichtigsten Job-Motoren der Stadt muss mehr öffentlich/städtische Aufmerksamkeit zukommen. Vehement betonte Kürschner: „Unsere Entscheidungen und unser Handeln müssen wir an die Bedingungen anpassen, wir müssen den Bedürfnissen der Jugend Platz machen, die Innenstadt für die junge Generation attraktiv machen. Ohne Jugend funktioniert gar nichts.“
Bernd Noack interessierte sich besonders für unseren Vorschlag, nach dem Vorbild der ILE-Förderung einen stadteigenen Topf einzurichten, um die kleinteilige Bebauung der Innenstadt mittels städtischer Unterstützung als Wohneigentum für junge Familien attraktiv zu machen. Eine solch kommunale Förderung würde sich unabhängig von den jeweiligen EU-Förderprogrammen steuern lassen und sich direkt in der Stadt auswirken. Sie würde einerseits Chancen für die Häuser mit sich bringen, die wegen ihrer geringen Größe für Investoren unattraktiv sind und andererseits jungen Menschen über eine Anschubfinanzierung den Weg zum Wohneigentum in der Heimatstadt vereinfachen.
Eine kurze aber bedauerlich heftige Auseinandersetzung um das wichtige Thema Fachmarktzentrum zeigte wieder einmal, dass in dieser Diskussion zuerst ein konstruktives Miteinander benötigt wird, um das Thema vorurteilsfrei besprechen zu können. Unsere Wählerinitiative schreibt ihren Mitgliedern keine einheitliche Haltung zum FMZ vor – es finden auch „intern“ Diskussionen zu verschiedenen Themen statt – fest steht für uns aber, dass wir der Art und Weise von Auseinandersetzungen um Zittauer Belange größte Bedeutung zumessen. Es braucht mehr Offenheit aber auch mehr Gelassenheit in Zittau. Beides wäre in der so genannten Center-Diskussion bisher sicher hilfreich gewesen. Der derzeitige offene Planungsstand erfordert ohnehin ein neues Beteiligungsverfahren.
Die Zeit reichte am Ende nicht, um alle Aufgaben für die zukünftige Entwicklung der Stadt zu diskutieren. Für den Stadtrat jedenfalls – wie auch immer er sich zusammensetzen mag – kommen strategische Herausforderungen zu, die nur durch hohe Fachlichkeit, eine intensive Meinungsbildung vor der Entscheidung und die Bereitschaft neue Wege zu gehen, richtig zu lösen sein werden. Ganz wie Bernd Noack zum Abschluss der Diskussion sagte: „Ich wünsche mir Menschen, die auch mal was riskieren.“
Zittau kann mehr.
Es diskutierten:
– Birgit Kaiser, Geschäftsführerin der Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft
– Ralph Höhne, Zittauer Bauamtsleiter
– Bernd Noack, Beigeordneter der Stadt Ebersbach-Neugersdorf
– Manfred Kürschner, ehemaliger Geschäftsführer Stadtwerke Zittau
– Thomas Krusekopf, Unternehmer – Stadtrats- und Kreistagskandidat ZKM
– Caspar Sawade, Geschäftsführer GHT, Vorstand ZKM

Moderation: Thomas Mielke, Sächsische Zeitung, Lokalchef Zittau und südliche Oberlausitz

  

Posted in: Allgemein.
Last Modified: April 20, 2014